Neuerdings schickt das SF vermehrt Werbespots für Schweizer Gemüse, Früchte, Fleisch und Poulets in unsere guten Stuben. Damit alle die eindrückliche Aufforderung auch verstehen, verkünden der Berner Sennenhund, eine Gans und das gackernde Huhn die frohe Botschaft: "Schwiizer Qualität, natürlich aus der Schweiz." Zum Niveau dieser hochprofessionellen Kampagne würde am besten ein dampfender Miststock passen.
Aufmerksame Beobachter wissen, dass Gefühle und Emotionen im turbulenten Zeitalter der globalen Verunsicherung am besten mit Bildern gesteuert werden können. Die rot-weisse Schweizerfahne ist allen bekannt – wer damit wirbt, erntet Vertrauen. Schwarze Schafe und spitze Minarett-Türme auf Plakaten garantieren Aufmerksamkeit. "Gerechte" Verkaufspreise für Schweizer Bauern und deren Produkte sichern einen höheren Gewinn. Die lachende Sonne und das Schwiizer-Fähnli sind die Botschafter des Erfolgs der SVP. Ist es mehr als Zufall, dass die Schweizer Bauern und die stärkste Volkspartei die gleichen Symbole benutzen? Es sind die konservativen Werte, die beschworen werden: Bodenständigkeit, Freiheit, Unabhängigkeit. Dagegen kann doch niemand etwas einwenden?
Gleichzeitig fällt aber auf, dass diese konservativen Werte allesamt vergangenheitsbezogen sind. Sie basieren auf einem Bild der Schweiz des letzten Jahrhunderts. Wäre es denkbar, dass sich unser Land in Zeiten der Globalisierung und IT mit Vorteil vermehrt auf zukünftige Potentiale ausrichten sollte? Es lohnt sich, einen Moment darüber nachzudenken. Wer verharrt, verfällt.
So wenig wie Milchseen und Zuckerrübenberge "natürlich aus der Schweiz" viel versprechend oder gar zukunftskompatibel sind, so wenig ist es das vergilbende Bild, wir wären von Feinden umzingelt; von aussen von Vögten aus Brüssel, die an unser Geld wollen oder von innen von illegalen Ausländern und IV-Betrügern. Diese einfachen Bildli sind "durchschaut!"
Einer der unsere Schweizer Werte mit Blick auf die Zukunft verteidigt, ist Nicolas G. Hayek. Er ist äusserst erfolgreich, obwohl er sich engagiert für den Weltfrieden, eine intakte Umwelt und eine verantwortungsvolle eidgenössische Politik. SVP-Vordenker Ulrich Schlüer dagegen lässt sich laut vernehmen: "Palaverstunden über Klimaerwärmung gehören nicht in die Volksschule." Da sehen wir die beiden unterschiedlichen Weltbilder in aller Deutlichkeit. Nach Hayek ist gegenwärtig eine fantastischre Revolution im Gang. Mit den stillen Tugenden wie Fleiss, Präzision, technischem Know-how, Qualitätsbewusstsein made in Switzerland – solche sind in den Medien als reisserische Aufhänger allerdings wenig gefragt - sollten wir uns weltweit in Szene setzen, statt unendliche Rückzugsgefechte zur Verteidigung aller Steuerhinterzieher dieser Welt zu liefern.