Tagtäglich werden wir mit Negativmeldungen überflutet. Das drückt auf die Stimmung. Können wir uns stattdessen auf die vielen innovativen Entwicklungen unserer Zeit konzentrieren? Das lässt uns positiver in die Zukunft blicken.
Strom aus der Wüste
Sonnenenergie: Hunderttausende gewölbte Spiegel produzieren in der Wüste Marokkos, im Kraftwerk in Noor, Strom für 1,3 Millionen Menschen. Zum Lagern der Energie dient ein Turm, der mit Salzen gefüllt ist, die mit Sonnenlicht bis auf 560 Grad Celsius erhitzt werden können. So kann die Energie in grossen Tanks gelagert werden, um auch dann Strom zu erzeugen, wenn die Sonne längst untergegangen ist.
Auch in Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es solche Kraftwerke. Fachkräfte aus vielen Ländern arbeiten daran, dass man diesen Strom ins Ausland verkaufen könnte. So arbeiten Grossbritannien und Marokko gemeinsam an einer Lösung, wie der Strom mit einem Unterwasserkabel vom afrikanischen Kontinent auf die Britischen Inseln transportiert werden könnte. Wenn das Projekt gelingt, könnte jeder vierte Haushalt in Grossbritannien mit diesem Strom versorgt werden (Die Zeit).
Gentechnik für ideologiefreie Pflanzenzucht
Der Klimawandel ist auch in der Schweiz spürbar. Die Bauern melden Trockenheit zufolge kleinere Erträge oder gar Ernteausfälle. Unsere Intensivlandwirtschaft ist gefährdet – doch sie ist selbst Mitverursacher des Klimawandels. Jetzt fordert die Landwirtschaft bereits neue Subventionen, die ihnen in Zukunft ohne Zweifel zugestanden werden.
Da gäbe es innovativere Verfahren. In Äthiopien ernähren sich seit 6000 Jahren Millionen Menschen z.B. mit Zwerghirse Tef und Cassava-Wurzelknollen (Maniok). Diese sind reich an Nährstoffen und wachsen auch auf kargen Böden. Tef zählt mit dem traditionellen Fladenbrot Injera zu den Grundnahrungsmitteln (NZZ am Sonntag).
Während in der Schweiz immer noch ein Gentech-Moratorium verteidigt wird, müssten doch neue Anbaumethoden für alternative Pflanzen erforscht und zugelassen werden.
Das blaue Energiewunder
Von Jahr zu Jahr werden mehr Elektroautos zugelassen. Um die Batterien herzustellen braucht es Lithium-Ionen-Batterien – Elon Musk, der Tesla-Gründer, nennt die Produktionsstätten Gigafactories. Damit steigen Nachfrage und Preise für das knapp werdende Lithium.
Nun hat die kalifornische Firma Natron Energy serienreife Natrium-Ionen-Batterien entwickelt. Die aus der Universität Stanford hervorgegangene Firma kooperiert auch mit ABB. Der grösste Vorteil der sogenannten BBA-Verbindung ist, dass sie, wie die gesamte Batterie, nur billige und nahezu grenzenlos verfügbare Elemente enthält – kein Kobalt, kein Nickel und auch kein Kupfer –, stattdessen kommt preiswertes Aluminium zum Einsatz. Die so hergestellten Batterien übertreffen ihre Konkurrenz bei der Leistungsabgabe: Sie können höhere Strommengen liefern und lassen sich schneller aufladen (NZZ am Sonntag).
Wussten Sie das?
Wir sind uns einig, dass die nachhaltige Nahrungsmittelversorgung von morgen eine Aufgabe von heute ist. Viele Trends lassen erkennen, dass sich in letzter Zeit viel Positives entwickelt hat:
Die Windenergie steigt global rasant. Waren es 1990 3'880 GWh und zehn Jahre später 31'356 GWh jährlich, so erreichte die Produktion 2020 1'598'080 GWh (IEA).
Studierten 2010 900 junge Menschen in den USA Petroleum-Ingenieurwissenschaften, so waren es 2022 noch 400, ein erfreuliches Umdenken wird sichtbar (Bloomberg).
Die organisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen steigen global an: 2000 – 14'980 Mio. Hektaren, 2010 – 35'710 Mio. Hektaren, 2020 – 74'920 Hektaren (FIBL Statistics).
Umdenken in der schweizerischen Landwirtschaft: Die Methan-Emissionen in Tausend metrischen Tonnen CO2-Äquivalent sanken von 4'380 im Jahr 1997 auf 3'820 im Jahr 2019. Entsprechend sank der Fleischkonsum von 64 kg/Kopf im Jahr 1980 auf 47 kg/Kopf im Jahr 2020 (The World Bank).
Die Kosten für Solar- und Windenergie haben sich generell stark reduziert. Sie sind für Fotovoltaik, solarthermische Kraftwerke, Offshore- und Onshore-Windenergie zwischen 2010 und 2022 um durchschnittlich 75 Prozent gesunken (cleanthinking.de).
Zukunftsbeweger
Gemäss UNO-Welternährungsprogramm sind weltweit 50 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Die Lebensmittelproduktion verursacht bis zu einem Drittel der Treibhausgasemissionen und verbraucht ca. 70 Prozent des Süsswassers. Neue Produktionsmethoden sind dringend notwendig.
Unternehmen wie Aleph Farms produzieren schlachtfreie Rib-Eye-Steaks mittels 3-D-Biodruck und Rinderzellen. Planted Foods bietet Fleischalternativen aus 100 Prozent natürlichen Zutaten und spart dabei erst noch 50 Prozent des Wasserverbrauchs sowie zwei Drittel der CO2-Emissionen. Die Berliner Firma Formo plant den Markteintritt mit ersten mikrobiellen Käseprodukten für dieses Jahr. Die Boston Consulting Group schätzt das Umsatzwachstum bei alternativen Proteinen von heue 40 Milliarden Dollar auf 290 Milliarden im Jahr 2035 (Globalance).
Ein Schlüsselunternehmen im Bereich der Landwirtschaft ist die kalifornische Trimble Inc. In 35 Ländern und mit 35’000 Mitarbeitenden werden heute schon 35’000 km2 mit Trimble-Technologie bewirtschaftet, d.h. Bauern können mit automatischen Leit- und Lenksystemen, Wassermanagementprogrammen und cloudbasiertem Datenmanagement eine Effizienzsteigerung von bis zu 50 Prozent erreichen und gleichzeitig 7 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden (Globalance).
Früher Flaschen, heute Taschen
Aus PET-Flaschen werden Rucksäcke und Reisekoffern! Tatsächlich eignet sich PET vorzüglich zum Rezyklieren neuer, hochwertiger Produkte. In der Schweiz gelangen jährlich rund 1,6 Milliarden PET-Getränkeflaschen in den Umlauf, von denen über 80 Prozent rezykliert werden. Die Migros bietet Reisegepäck und Freizeitartikel an, die weitgehend aus rezyklierbarem PET bestehen (Migros Magazin).
Start-ups: riskante oder lukrative Investitionen?
Viele neue Produkte werden in Start-ups (Know-how oft aus Universitäten stammend), also neugegründeten Firmen, entwickelt. Im ersten Halbjahr 2022 erhielten Schweizer Start-ups 2,6 Milliarden Franken Kapital – 50 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Dabei ist Zürich mit 50 Prozent der Investitionen das Start-up-Zentrum der Schweiz. In der Schweiz werden zurzeit jährlich 300 technologiegetriebene Unternehmen gegründet – viermal mehr als vor 20 Jahren. 31 Prozent der Gründerinnen und Gründer sind zugewandert.
Investoren engagieren sich langfristig in einem Start-up und gehen ein signifikantes Risiko ein. Dafür winkt ihnen bei optimalem Verlauf ein Mehrfaches ihres Investments beim Verkauf oder Börsengang des Unternehmens (ZKB).